Dienstag, 27. November 2012

[Geschrieben #2] Römer am Ende Roms

Hallo ^_^

Ich habe ja bereits angekündigt (angedroht?), dass ich auch mal etwas posten möchte, was ich bereits fertig geschrieben hab. Und heute ist es soweit! Whey! 
Wie auch immer, das ganze wurde inspiriert durch die liebe Annika und dieses Lied



Römer am Ende Roms


Schon lange hatte ich nicht mehr geschlafen, doch als ich nun meine Frau in den Armen hielt, neben ihr in ihrem Bett lag, da konnte ich mich einfach nicht mehr dagegen wehren und meine schweren Lider schlossen sich ohne weiteres. Ich schlief lange unruhig, bis ich einen Traum hatte, wie ihn sich jeder nur wünschen konnte.

Wir standen am Meer, Hand in Hand. Vor uns schlugen Wellen an den Strand und wir mussten uns immer wieder zurückziehen, damit unsere Kleidung nicht nass wurde. Ich sah neben mich, wo meine Frau stand. Ihre sorgfältig hochgesteckten Haare wehten im Wind, aber das störte uns beide nicht. Wir gehörten weder in irgendeinen Tanzsaal, noch sonst irgendwohin. Wir gehörten hierhin – dorthin, wo wir herkamen. Am Horizont konnten wir eine der vielen Nordseeinseln sehen – unsere Heimat. Wir fühlten uns mit diesem Ort verbunden, mit dem Meer und dem Wind, der uns unerbittlich ins Gesicht wehte. Da war es doch ganz klar, dass wir an unserem Hochzeitstag einen Abstecher ans Meer machten, auch wenn wir mittlerweile beide in die Stadt gezogen waren.
Wir schwiegen, denn alles was wir hätten sagen können, lag auf der Hand und war schon sooft gesagt worden. Wir kannten den anderen besser, als wir uns selbst kannten – wir mussten nicht reden.
Spät am Abend waren wir dann zurückgekehrt, zu unserer eigenen Party, wo man uns schon erwartet hatte. Für unseren ersten Tanz. Vorsichtig legte ich eine Hand an ihre Hüfte, in die andere legte sich ihre zarte Hand. Wir tanzten, auch wenn das vermehrt zu Lachern führte, doch das störte uns nicht. Es störte mich nicht, weil ich mit ihr tanzte – der Liebe meines Lebens. Und es störte mich nicht, weil es unser letzter Tanz war. Immer wenn ich in ihre Augen sah, wusste ich, dass sie genauso dachte wie ich. Es störte sie nicht und sie liebte mich dafür, dass ich es wenigstens versuchte. Sie liebte mich dafür, dass ich es ihr zuliebe tat.

Wir tanzten noch lange zusammen, bis ich sie dazu überreden konnte, sich wieder hinzusetzen. Sie war blass geworden und schien müde, was auch die Mehrheit der Gäste bemerkte und sich langsam aber sicher verabschiedete. Ich kniete mich vor sie und nahm ihre Hände in meine, versicherte ihr, dass sie die schönste Braut der Welt gewesen war und zauberte damit wieder ein Lächeln auf ihre dünnen Lippen. Ich brachte sie zum Auto, nachdem ich die Tür verschlossen und den Schlüssel am vereinbarten Ort hinterlegt hatte, und fuhr sie zurück ins Krankenhaus, wo sie die Nacht verbringen musste. Auf ihrem Krankenzimmer angelangt, half ich ihr aus dem Kleid, bevor sie das Licht anstellte und auf dem kleinen Nachttisch einen Blumenstrauß vorfand, der vom gesamten Personal der Station gesponsert worden war. Wieder lächelte sie und strich mit ihren dünnen fingern über die ebenso zarten Blütenblätter, bevor sie sich in das Bett legte. Sie war müde und sie fror, sodass ich sie gut zudeckte und neben ihrem Bett Platz nahm, bis sie eingeschlafen war. Doch sie schlug noch einmal ihre Augen auf und sah mich an. Sie richtete sich halb auf, sodass sie sich auf die Ellbogen stützen konnte und wisperte: „Küss' mich noch einmal.“
Ich beugte mich vor und unsere Lippen verschmolzen miteinander, ihre kalte Hand lag auf meiner Wange und in meinem Inneren spürte ich all die Verzweiflung und die Angst, die ich sonst immer erfolgreich unterdrücken konnte. Ich drückte sie fest an mich und war froh, dass sie das Licht bereits wieder gelöscht hatte, denn so konnte sie die Tränen auf meinen Wangen nicht sehen.
Noch einmal fanden sich unsere Lippen und ganz zu meiner Verwunderung schmeckte ich Salz auf ihren Lippen.

Ich sah diese Traumbilder noch vor meinem inneren Auge, als ich am Morgen aufwachte. Ich streckte mich leicht, aber ohne meine Frau in ihrem Schlaf zu stören und stand dann auf. Ich sah einen Moment auf sie, bevor ich es wusste. Und es war nicht nur eine Ahnung – ich wusste es mit absoluter Sicherheit. Die Nacht hatte sie genommen, während ich neben ihr geschlafen hatte und sie ein letztes Mal im Traum gesehen hatte. Ich strich über ihren Kopf und die weichen Haare, die vor kurzem nachgewachsen waren. Trotzdem hatten sie uns die Hoffnung auf ein längeres Leben nicht zurückgeben können. Sie war schon seit Jahren dem Tod geweiht gewesen – schon bevor ich sie kennengelernt hatte.
Eine Woche nach unserer Hochzeit war meine Frau von mir gegangen und während ich das Krankenhaus verließ und durch die, noch im Halbdunkeln liegende Stadt lief, konnte ich uns an jeder Ecke unseren letzten Tanz tanzen sehen. 


Das wars dann erst einmal wieder ^_^
Liebste Grüße
Karokoenigin

1 Kommentar:

  1. Liebe ! Verehrung !
    Mit der schönste Text den ich von dir kenne, nicht das der Rest schlecht ist, aber der hier ist wirklich .. sprachraubend.

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