Freitag, 5. April 2013

[Buch #2] Neue Vahr Süd von Sven Regener

Kurzinformation

Titel: Neue Vahr Süd
Autor: Sven Regener
Seiten: 583
Preis: 24,99€
Verlag: Eichborn Verlag
ISBN: 978-3821807430





Klappentext


Aufgewachsen in dem trostlosen, spießbürgerlichen Neubauviertel Neue Vahr Süd – mit Anschluss an die Autobahn –, steht Frank Lehmann zum ersten Mal in seinem Leben vor einem echten Problem: Er hat schlicht und einfach vergessen, den Wehrdienst zu verweigern. Und während er nun in der Kaserne Strammstehen und bedingungslosen Gehorsam lernen soll, proben seine Freunde schon einmal die proletarische Weltrevolution. Und es kommt noch schlimmer, denn der Auszug von Zuhause in eine chaotische Wohngemeinschaft stellt Frank vor existenzielle Fragen wie: Wer macht den Abwasch? Und: Wer darf eigentlich Sibille küssen? (Amazon)


Erster Satz


"Am letzten Tag, bevor er zur Bundeswehr musste, war Frank Lehmann in keiner guten Stimmung."


Meine Meinung


Was man gleich sagen sollte ist, dass dieses Buch bestimmt nicht etwas für jeden ist. Denn je mehr man über Frank Lehmann liest und je mehr man von ihm zu erfahren scheint, desto weniger weiß man eigentlich. Und so sehr man auch glaubt, dass er bloß eine Kunstfigur ist, eine ausgedachte Person, ohne Gesicht und ohne jemals existiert zu haben, so sehr ist "Neue Vahr Süd" auch irgendwie eine Lebensgeschichte, eine Biografie. Die Handlung ist nichts, was einem fern ist. Ich für meinen Teil konnte mich sehr gut in die Geschichte einfinden, hatte die Szenerie die ganze Zeit gut vor Augen und das liegt vielleicht daran, dass Frank Lehmann nicht nur eine Person ist. Frank Lehmann steckt vielleicht ein bisschen in allen von uns, weil ich ihn viel mehr als eine Krankheit unserer Zeit beschreiben müsste, wenn ich es denn müsste.
Ihm ist alles egal, solange es noch nicht soweit ist. Er kümmert sich nicht darum, seinen Kriegsdienst zu verweigern, bis er schließlich in der Kaserne ist und es praktisch zu spät ist.
Er kümmert sich auch nicht darum, Sibille besser kennenzulernen, bis sie sich in jemand anderes verliebt und er sich selbst seiner Gefühle klar wird.

Es gibt ehrlich nicht viel über diesen Roman zu sagen, - er ist weder gut noch schlecht, aber er hat auf jeden Fall seine Berechtigung - weil sich, wie ich finde, jeder selbst ein Urteil bilden muss, ob das ganze jetzt zum Nachdenken anregt, oder ob es vielleicht stellenweise zu verwirrend ist.
Denn nicht nur Frank Lehmann scheint wirre Gedanken zu haben. Vielleicht ist es der Autor, vielleicht die künstlerische Freiheit, aber man sollte auf gar keinen Fall glauben, dass sich dieses Buch schnell wegliest. An den beinahe 600 Seiten habe ich beispielsweise eine Woche gelesen und das trotz Ferien, wenn man es denn so nennen möchte.

Müsste ich diesen Teil mit dem ersten Teil "Herr Lehmann" vergleichen, dann würde ich den ersten Teil wohl vorziehen. Denn obwohl die Person Frank Lehmann deutlich im Vordergrund steht und nicht der geschichtliche Zusammenhang, so gefällt mir das doch besonders gut am ersten Band - der Mauerfall, mit dem der erste Band beispielsweise abschließt.
Der zweite Band geht da noch deutlicher auf die Geschichte von Frank Lehmann ein, allerdings nicht so sehr, dass man ihn als Person besser verstehen könnte, denn diese ist und bleibt mir ein Rätsel, sondern eher so, dass man seine Handlungen nachvollziehen kann.

Wie bereits erwähnt ist der Schreibstil sicherlich nicht besonders einfach. Es gibt viele, ellenlange Sätze, die sich vielleicht nur darum drehen, warum jemand ein bestimmtes Wort anstatt eines anderen verwendet hat. Die nur seine Gedanken beschreiben und die vielleicht vollkommen Fehl am Platze erscheinen, aber besonders diese Nachdenklichkeit machen den gesamten Roman aus, wie ich finde. Dialoge - richtige Dialoge, gibt es wenige. Eher solche, die gegenseitiges Unverständnis verdeutlichen.
Alleine vom Schreibstil her und von der Beschreibung Frank Lehmanns, war er in meiner Vorstellung viel älter, als Anfang 20. Das ist mir auch schon im ersten Band aufgefallen, aber noch nicht ganz so deutlich.

Insgesamt konnte mich auch der zweite Band sehr überzeugen. Der dritte Band wartet noch auf mich, aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich diese Trilogie gar nicht beenden.
Von mir gibt es wieder überzeugende 5 Herzen, weil ich einfach, auch wenn ich es wollte, keinen Kritikpunkt finden kann. Als Gesamtwerk funktioniert dieses Buch einfach sehr gut und es ist sehr stimmig, wie ich finde.



Vielleicht konnte ich ja den ein oder anderen dazu anregen, dieses Buch zu lesen? Ich kann es auf jeden Fall nur empfehlen, es einmal zu versuchen. 

Liebe Grüße
Die Karokoenigin.

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