Freitag, 7. Juni 2013

[Buch #11] Die Stadt der verschwundenen Kinder von Caragh O' Brien

Kurzinformation


Titel: Die Stadt der verschwundenen Kinder
Autor: Caragh O' Brien
Seiten: 462
Preis: 16,99€
Verlag: Heyne
ISBN: 978-3453528000





Klappentext


Die junge Gaia gehört mit ihrer Mutter zu den wichtigsten Menschen in ihrer Gemeinschaft: Als Hebamme muss sie jeden Monat die ersten drei Neugeborenen an der Mauer abgeben – so lautet das Gesetz. Noch nie hat es jemand gewagt, gegen dieses Gesetz und die Herrscher jenseits der Mauer aufzubegehren. Doch dann werden Gaias Eltern verhaftet, und das Mädchen begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Stadt jenseits der Mauer – und nach dem Schicksal der verschwundenen Kinder …


Erster Satz


Im Halblicht der ärmlichen Hütte zwang sich die Frau, ein letztes, qualvolles Mal zu pressen, und das Baby glitt heraus, in Gaias griffbereite Hände.


Meine Meinung


Ich hatte wirklich die Befürchtung, dass es jedes Buch nach "Nach dem Sommer" von Maggie Stiefvater schwer haben würde, aber schnell musste ich feststellen, dass mich "Die Stadt der verschwundenen Kinder" mit seiner tollen Atmosphäre wirklich packen und fesseln konnte. 
Die Protagonistin Gaia wurde von ihrer Mutter zu einer Hebamme ausgebildet, die zu Beginn des Buches ihre erste Geburt alleine zu bewältigen hat. Aber die drei ersten Babies jeder Hebamme müssen der Enklave vorgebracht werden. Genau das tut Gaia zunächst auch, bevor sie beginnt, diese Regelung in Frage zu stellen. 
Als Gaia an diesem Abend zurückkehrt nach Hause, muss sie feststellen, dass ihre Eltern von Soldaten der Enklave abgeholt wurden, da sie angeblich Informationen über die vorgebrachten Babies haben.
Von da an beginnt für Gaia eine regelrechte Jagd um ihr Leben und das Leben ihrer Eltern. Schließlich wendet sich für sie wirklich alles.

Für mich war wirklich deutlich, wie sich Gaia als Protagonistin gewandelt hat. Zunächst war sie wirklich naiv und schien die Regelungen der Enklave einfach hinzunehmen. Sie nahm gar nicht wahr, wie jeder der Menschen, deren Babies vorgebracht worden waren, Rituale zu deren Gedenken vollführten - ihre Eltern zündeten beispielsweise immer zum Essen zwei Kerzen für die beiden vorgebrachten Söhne an. Sie konnte auch erst sehr viel später verstehen, warum eine Narbe die eine Hälfte ihres Gesichts "verunstaltete" und warum man sie ihr absichtlich hatte zufügen können. Aber an der Regelung, die ersten drei Babies jeder Hebamme monatlich vorzubringen, wurde bereits vorher angezweifelt und das zeigt sich für mich ganz deutlich in der Protagonistin Gaia.
Erst als sie versucht, ihre Eltern zu befreien und immer tiefer in das Leben innerhalb der Enklave eintaucht und dort auch feststellen muss, dass nicht alles so schön ist, wie man es den Menschen außerhalb gezeigt hat, beginnt sie ebenfalls zu zweifeln.

Langsam drehte er sich wieder zu ihr um und sagte mit leerem Blick: "Du hast immer eine Wahl, Gaia. Du kannst immer Nein sagen." Seine Stimme klang seltsam hohl. "Sie können dich dafür töten, aber du kannst Nein sagen." (S. 151)

Die Atmosphäre des Buches lässt aber keinesfalls erahnen, dass die gesamte Handlung in der Zukunft spielt - wie es eine Dystopie nun einmal verlangt. Vor allem am Anfang hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die gesamte Handlung leicht historisch angehaucht ist und war immer wieder sehr verwirrt, wenn von Computern die Rede war. Auch die Idee einer Enklave, die als eine Art Festung auf einem Berg steht, hat für mich deutliche Paralellen zu einer mittelalterlichen Stadt, die sich um eine Burg herum bildet.
So ist vor allem in diesem Entwurf der Zukunft ein deutlicher Rückschritt zu sehen, zumindest in meinen Augen. Man kämpft mit diversen Krankheiten innerhalb der Enklave und es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Schichten. Die Menschen innerhalb der Enklave wollen, auch wenn sie natürlich wissen, dass sie "von außerhalb" kommen, nichts mit den Menschen zutun haben, die außerhalb der Enklave wohnen.

Insgesamt hat mich der Auftakt dieser Reihe sehr begeistert. Das Ende ist sehr offen gehalten, sodass ich wirklich neugierig bin, wie es mit Gaia und den diversen anderen Charakteren weitergeht und ob sie wirklich etwas ändern kann, so, wie sie es sich wünscht.

In meinen Augen ist "Die Stadt der verschwundenen Kinder" eine wirklich gelungene Dystopie, für die ich sehr gerne 5 Herzen vergebe!

  
Schönes Wochenende,
Karokoenigin.

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