Freitag, 4. Juli 2014

[Rezension #28] Der Fall Eduard Einstein von Laurent Seksik

Kurzinformation


Titel: Der Fall Eduard Einstein
Autor: Laurent Seksik
Seiten: 327 Seiten
Preis: 18,99€
Verlag: Blessing Verlag
ISBN: 978-3-89667-520-0



Klappentext

Als Eduard Einstein wegen unkontrollierbarer psychotischer Anfälle in eine Heilanstalt bei Zürich eingewiesen wird, lebt und forscht sein Vater in Berlin. Albert Einstein hat neu geheiratet und ist auf der Höhe seines Ruhmes als Naturwissenschaftler. Nur ein einziges Mal findet er noch Gelegenheit, seinen Sohn zu besuchen, der sich tief verkannt fühlt.


Meine Meinung

Auch in Walsers Augen haben Berühmtheit und die Tatsache, dass man gelesen und verehrt wird, nur wenig Bedeutung.“ (S. 298)

Der Fall Eduard Einstein“ ist ein Roman größtenteils über das Leben des an Schizophrenie erkrankten Sohnes des berühmten Naturwissenschaftler. Immer wieder werden aber auch Szenen aus dem Leben und der Gedankenwelt seiner Eltern – Mileva Maric und Albert Einstein – geschildert, die Eduards Leiden aus einer anderen Sicht widerspiegeln.
Das gesamte Werk beruht außerdem auf Tatsachen und ist somit nicht sehr fiktiv. Dadurch liest es sich an einigen Stellen etwas schwierig und lässt sich auch nicht als spannend bezeichnen, doch auf seine Art und Weise ist dieser Roman wirklich gut gelungen.
Er bietet nicht nur einen Überblick über das private Leben der Familie Einstein, sondern auch über die damalige Wissenschaft und die Behandlungsmethoden im Bereich der Geisteskrankheiten. Berühmte Persönlichkeiten wie Sigmund Freud oder Oppenheimer finden Erwähnung durch ihre Verbindung zu Albert Einstein.

Sein ganzes Leben war ein Kampf, um die Ordnung der Dinge zu verändern. Nichts kann Eduards Unordnung ändern.“ (S. 292)

Besonders spannend empfand ich persönlich, wie Albert Einstein zu seinem Sohn Eduard stand. Die Beziehung wird in meinem Augen als sehr schwierig beschrieben, da der Vater sich nicht mit der Krankheit des Sohnes abfinden kann. Immer wieder wird wieder wird beschrieben, dass Einstein den Grund für die Krankheit auf Familie seiner Exfrau Mileva schiebt, deren Schwester in der gleichen Anstalt behandelt wurde, wie Eduard später.
In meinen Augen wird deutlich, dass Einstein mit seiner Einwanderung in die Vereinigten Staaten nicht nur vor dem Nationalsozialismus in Deutschland geflohen ist, sondern auch vor der Konfrontation mit seinem Sohn, der ein sehr schlechtes Bild von seinem Vater entwickelt hat. Dies erklärt sich für mich dadurch, dass er seine Mutter sehr geliebt hat und seinem Vater die Schuld für die Scheidung gab.

Das bedeutet, dass ich dreiundzwanzig Jahre mit einem nahestehenden Vater und zweiundzwanzig Jahre ohne einen nahestehenden Vater gelebt habe. Nun frage ich Sie, der Sie in Mathematik genauso bewandert sind wie in Philosophie: Kann man sagen, dass ich einen nahen Angehörigen verloren habe?“ (S. 311)

Der Autor schlägt zum Ende hin einen deutlichen Bogen zur letzten Begegnung zwischen Eduard und seinem Vater zweiundzwanzig Jahre zuvor, sodass die Handlung dadurch inhaltlich abgeschlossen und schlüssig wird. Es scheint beinahe, als würde der Sohn seinen Vater nun verstehen können, auch wenn das durch Eduards Krankheitsbild doch schwer vorstellbar ist.

An einigen Stellen ergaben sich für mich einige Unstimmigkeiten. So war ich bis zur Hälfte des Buches davon überzeugt, dass Eduard der ältere und Hans Albert der jüngere Sohn Einsteins war, obwohl sich im Nachhinein herausstellte, dass es genau andersherum war. Außerdem tauchte zum Ende hin plötzlich eine „Margot“ als Einsteins Schwiegertochter auf, während Hans Alberts Frau zuvor auf den Namen „Frieda“ hörte.
Von Zeit zu Zeit behandelt „Der Fall Eduard Einstein“ eine sehr große Zeitspanne in der wenig Text, was zunächst für Verwirrung sorgte. Insgesamt schildert der Roman eine Zeit von vierunddreißig Jahren und die Zeitsprünge werden nicht immer gleich deutlich.
Bis auf diese Punkte konnte der Roman mich allerdings voll und ganz überzeugen. Es ist eine interessante Schilderung über das Leben der Familie Einstein oder eher über den „Untergang“ der Familie Einstein, den ich sehr gerne gelesen habe.


2 Kommentare:

  1. Liebe Karokoenigin, wie so viele Leser vor Dir hast auch Du diesen Roman als eine Biographie gelesen. Das ist ein Fehler ! Was wie Tatsachen erscheint - Namen, Daten, Ereignisse, Kombinationen.. - sind zu einem nicht unwesentlichen Teil Erfindungen eines Autors, der kein Historiker sein will, sondern ein Romancier. Niemand nimmt ihm uebel, dass er sich mit viel Phantasie und 'Intuition' in seine Figuren einfuehlt und den Leser zum Mitfuehlenden macht. Dass diese Figuren mit den historischen drei Einstein wenig mehr als die Namen teilen, macht den Roman zu einem Aergernis. Eduard - und auch sein Vater und seine Mutter - haette Besseres verdient.
    Barbara Wolff

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    1. Um es als Biografie zu lesen weiß ich leider viel zu wenig über das Leben Einsteins. Wenn es in meiner Rezension so rüberkommt, tut es mir furchtbar Leid, aber so sollte es doch nicht rüberkommen. Viel mehr finde ich, dass gut geschildert wird, wie es hätte sein können. Ich möchte aber auch viel mehr erklären, wie es im Zusammenhang des Romans beispielsweise zur Auswanderung oder vielen anderen Konsequenzen kam. Meine Schlüsse auf den Wahrheitsgehalt des Romans habe ich viel mehr auf die Dinge, die im Anhang genannt werden, gestützt.
      Vielen Dank für deinen Kommentar,
      Karokoenigin

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